Presseinformation vom 15.10.2019

Open Banking: Trotz Skepsis bezahlen Österreicher bereits häufiger mit ihrem Smartphone als ihre deutschen Nachbarn

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Wien, 15. Oktober 2019 – Seit September 2019 ermöglichen Banken Kunden ihre Daten an Drittdienstleister zur Verfügung zu stellen, um damit Zahlungen zu tätigen. Österreich bleibt dazu dennoch zögerlich: Lediglich 14% der österreichischen Verbraucher sind aktuell bereit, ihre Daten mit Banken oder Drittanbietern zu teilen. Geht es um mobiles Bezahlen, nutzen 11% der Österreicher bereits die Möglichkeit des Bezahlens mit dem Smartphone – in Deutschland sind es lediglich 5%. Das sind die zentralen Ergebnisse der „European Payments“-Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC.

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  • 11% der österreichischen Verbraucher bezahlen mit ihrem Smartphone – in Deutschland sind es lediglich 5%
  • Große Zurückhaltung bei der Freigabe persönlicher Daten
  • Finanzexperten sehen Zukunft des Bezahlens wesentlich optimistischer als heimische Konsumenten
  • Modernisiertes europäisches Zahlungssystem als Voraussetzung für profitables Open Banking
Wien, 15. Oktober 2019 – Seit September 2019 ermöglichen Banken Kunden ihre Daten an Drittdienstleister zur Verfügung zu stellen, um damit Zahlungen zu tätigen. Österreich bleibt dazu dennoch zögerlich: Lediglich 14% der österreichischen Verbraucher sind aktuell bereit, ihre Daten mit Banken oder Drittanbietern zu teilen. Geht es um mobiles Bezahlen, nutzen 11% der Österreicher bereits die Möglichkeit des Bezahlens mit dem Smartphone – in Deutschland sind es lediglich 5%. Das sind die zentralen Ergebnisse der „European Payments“-Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC.

„Der Zahlungsverkehr bewegt sich weltweit in eine bargeldlose Zukunft. Es gibt immenses Potenzial für europäische Innovationen im digitalen Sektor. Entscheidend dafür ist allerdings eine reichhaltige Datengrundlage“, erklärt Hendrik Bremer, Partner bei Strategy& Österreich. „Insbesondere in Österreich muss dafür die Nutzung moderner Bezahlverfahren erhöht werden. Derzeit herrscht bei den Österreicherinnen und Österreichern noch Skepsis – besonders in Bezug auf den Datenschutz. Aus diesem Grund müssen Banken und FinTechs noch viel Überzeugungsarbeit leisten und attraktive Dienstleistungen für ihre Kunden anbieten.“

Österreicher bezahlen noch selten mit dem Smartphone – In Schweden ist es bereits jeder Dritte
Österreichische Konsumenten sind bei der Nutzung des Smartphones als Zahlungsmittel mit 11% zwar aufgeschlossener als der europäische Durchschnitt (13%), allerdings haben knapp drei Viertel (71%) in Österreich daran noch keinerlei Interesse. In Schweden hingegen bezahlt bereits ein Drittel (33%) der Befragten mobil und digital. In Italien sind es bis dato über ein Viertel (26%).

Mit 61% verwendet ein Großteil der heimischen Konsumenten am liebsten Bargeld zum Bezahlen (Europa: 47%). Darüber hinaus favorisieren 22% der österreichischen Befragten ihre Girokarte und 8% nutzen lieber Kreditkarten. Die Gründe für die vergleichsweise große Bargeldleidenschaft der Österreicher sind vielfältig: 41% der Befragten geben an, beim Bezahlen werde oft nur Bares akzeptiert. 24% fällt es leichter, die Übersicht über ihre Ausgaben zu behalten, wenn sie Bargeld nutzen und für 22% steht die Bequemlichkeit beim schnellen Bezahlen mit Scheinen und Münzen im Vordergrund.

Mobile Bezahlmöglichkeiten bleiben in Österreich oft noch ungenutzt
Bisher ist nur knapp ein Drittel der heimischen Befragten daran interessiert, für Mobilitätsangebote wie Parkgebühren mit ihrem Smartphone zu bezahlen. Weitere Anwendungsfelder wie Zahlungen via Smartwatch (10%) oder mittels intelligenter Kühlschränke im Smart Home-Bereich (16%) finden bislang noch wenige Anhänger.

„Es gibt bereits heute schon zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für mobiles Bezahlen. Branchenübergreifende Angebote in Bereichen wie Mobilität oder dem Internet of Things zeigen den Konsumenten die Vorteile des bargeldlosen digitalen Bezahlens auf“, so Hendrik Bremer. „Nun gilt es, mehr Bewusstsein für digitales Bezahlen zu schaffen und dem Verbraucher dabei die Vorteile aufzuzeigen, die aus der gemeinsamen Nutzung seiner persönlichen Daten zwischen Banken und Drittanbietern entstehen.“

Datenschutz spielt eine zentrale Rolle
Für mehr als die Hälfte (58%) der heimischen Konsumenten kommt es noch nicht in Frage, persönliche Daten im Austausch gegen besondere Vorteile herauszugeben. 4% würden ihre Daten für attraktive Angebote teilen, 10% nur bei Anbietern, denen sie vertrauen. Für weitere 10% sind sowohl die Qualität des Angebots als auch das Vertrauensverhältnis ausschlaggebend.

Im Gegensatz dazu glauben 93% der parallel befragten Industrieexperten, dass Verbraucher ihre persönlichen Daten durchaus freigeben würden. Dieses offensichtliche Missverhältnis zeigt sich ebenfalls bei der Frage, wem Konsumenten ihre Daten zur Verfügung stellen würden. Neben mehr als zwei Dritteln der österreichischen Befragten, die niemandem Zugang zu persönlichen Informationen gewähren möchten, vertrauen immerhin 19% der Österreicher den traditionellen Banken so weit, dass sie einem Datenaustausch zustimmen würden (Experteneinschätzung: 86%). Bei externen Zahlungsdienstleistern sind es nur noch 13% (Experteneinschätzung: 62%) und bei sogenannten Neobanken lediglich 4% (Experteneinschätzung: 64%). Auch beim Vertrauen zu Internetgiganten ist der Optimismus der Industrieexperten ungleich größer: 57% von ihnen glauben daran, dass Verbraucher ihre Daten mit Anbietern wie Google, Amazon, Facebook oder Apple teilen würden – während tatsächlich nur 6% der Befragten dazu bereit wären.

Nachhaltiges Modell für Open Banking in Europa unabdingbar
Die wichtigsten Schritte für Europas Finanzinstitute bestehen nun darin, ein tragfähiges Modell für Open Banking zu entwickeln und die Dienstleistungen für Kunden zu optimieren. In Europa existieren immer noch mehr als 15 verschiedene nationale Systeme für Überweisungen, Zahlungen per Lastschrift und Karten sowie Instant Payments.

„Obwohl Europa bei Zahlungsstandards und Kundendaten führend ist, sollte die europäische Zahlungsinfrastruktur radikal vereinfacht werden – eine vereinheitlichte Zahlungslandschaft ohne parallel existierende Infrastrukturen würde den Banken zudem deutliche Kosteneinsparungen ermöglichen“, sagt Andreas Pratz, einer der Studienautoren und Partner bei Strategy& Deutschland. „Die Erwartungen der Branche für Open Banking werden nur dann umsetzbar, wenn sie ihre Kunden auch gänzlich dafür begeistern kann und den Fokus auf ihre Bedürfnisse legt. Den Vertrauensvorsprung, den Banken und FinTechs vor den Big Tech-Akteuren beim Thema Datenschutz genießen, gilt es jetzt zu nutzen.“

Die vollständigen Ergebnisse der „European Payments“-Studie finden Sie unter: www.strategyand.pwc.com/de/de/studie/open-banking.html


Methodik
Im Rahmen der Studie wurden 2.500 Konsumenten aus zehn europäischen Ländern befragt: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, der Schweiz und Spanien. Die Umfrageergebnisse wurden durch Interviews mit 58 Industrieexperten aus 12 Ländern ergänzt: Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kroatien, Norwegen, Polen, der Schweiz, Slowenien, Spanien und Türkei.

Über Strategy&
Strategy& ist die globale Strategieberatung von PwC. Wir entwickeln individuelle Geschäftsstrategien für weltweit führende Unternehmen, basierend auf differenzierenden Wettbewerbsfähigkeiten. Wir sind die einzige Strategieberatung als Teil eines globalen Professional Services Netzwerks. Unsere Expertise kombinieren wir mit Technologie und erarbeiten daraus eine passende Strategie, die effizient umsetzbar ist. „Strategy, made real“ heißt für uns, den digitalen Wandel voranzutreiben, die Zukunft mitzugestalten und Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. 3.000 Strategieberater und mehr als 276.000 PwC-Mitarbeiter in 157 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei. Weitere Informationen unter www.strategyand.pwc.com/at.